Polio (Kinderlähmung)

Polio (Kinderlähmung) ist eine potenziell tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Der Virus kann in Gehirn und Rückenmark eindringen, was zu Lähmungen führt. Außerdem können Spätfolgen wie Gelenkfehlstellungen oder Osteoporose auftreten.

Früher war Polio eine gefürchtete Kinderkrankheit. Daher startete die WHO 1988 ein weltweites Programm, um die Kinderlähmung auszurotten. Dank dieses Programms, welches eine Impfung gegen Polio vorsieht, trat in Deutschland nach 1990 kein Fall von Kinderlähmung mehr auf. In Regionen wie Afrika kommt es allerdings immer wieder zu Ausbrüchen, da eine Polio-Impfung aus politisch-religiösen Gründen ausgesetzt wird.

Der Verlauf eine Polio-Infektion, kann variieren. Vier bis acht Prozent der Betroffenen entwickeln eine Polio-Erkrankung ohne Beteiligung des zentralen Nervensystems, die sogenannte abortive Polio. In seltenen Fällen weitet sich die Infektion auf das ZNS (Zentralnervensystem) aus. Zwei bis vier Prozent der Betroffenen entwickeln eine nicht-paralytische-Poliomyelitis. Diese entwickelt sich in wenigen Fällen zu einer paralytischen-Poliomyelitis.

Abortive Poliomyelitis kann sich etwa sechs bis neun Tage nach der Infektion mit den Polio-Viren entwickeln. Die Patienten leiden unter unspezifischen Symptomen wie Übelkeit, Durchfall, Fieber, Magen-, Hals-, Kopf- sowie Muskelschmerzen.

Nicht paralytische-Poliomyelitis entwickelt sich bereits nach drei Tagen. Symptome sind Fieber, Muskelkrämpfe, Rückenschmerzen und ein steifer Nacken. Diese Symptome sind ein Zeichen dafür, dass der Virus das zentrale Nervensystem befallen hat. Bei einigen Patienten mit nicht-paralytischen-Poliomyelitis bessern sich die Symptome anfänglich. Jedoch kann es nach zwei bis drei Tagen zu einer Verschlimmerung der Symptome kommen. Zudem entwickeln sich schrittweise eintretende schlaffe Lähmungen. Die Lähmungen sind meist asymmetrisch und betreffen Bein-, Arm-, Bauch-, Brustkorb- oder Augenmuskeln. Wenn diese Symptome auftreten, spricht man von einer paralytischen-Poliomyelitis.

Der Polio-Virus setzt sich im Magen-Darm-Trakt fest, in der Darmschleimhaut und dem Lymphgewebe der Darmwand. In erster Linie erfolgt die Übertragung fäkal-oral. Die Patienten scheiden den Erreger massiv mit dem Stuhl aus. Dadurch ergibt sich, dass sich der Virus vor allem durch schlechte hygienische Verhältnisse ausbreitet. Ebenso kann verschmutztes Trinkwasser eine Infektionsquelle sein. Die Ursache der Kinderlähmung selbst kann bis heute nicht behandelt werden, die Behandlung erfolgt daher symptomatisch.

Eine Impfung gegen Kinderlähmung ist die wichtigste vorbeugende Maßnahme und der wirksamste Schutz. Obwohl die Erkrankung in Deutschland nicht mehr vorkommt, treten vereinzelte Fälle durch den internationalen Reiseverkehr auch in Deutschland auf. Deshalb wird eine Polio-Impfung weiterhin von der STIKO empfohlen. Die Polio-Impfung wird im Säuglingsalter im Rahmen der Grundimmunisierung im Zusammenhang mit fünf weiteren Standardimpfungen durchgeführt. Die Sechsfachimpfung beinhaltet neben der IPV (inaktiven Polio-Vakzine) auch Impfstoffe gegen Diphtherie, Keuchhusten, Tetanus, Hepatitis-B und Hib. Die STIKO empfiehlt diesen Kombinationsimpfstoff, in drei Teilimpfungen zu verabreichen, mit dem 2+1 Schema. Der Sechsfachimpfstoff ist im Allgemeinen gut verträglich. Es können Rötungen und Schwellung der Einstichstelle auftreten, welche schmerzen können.

Das RKI empfiehlt, die Polio-Impfung im Alter zwischen neun und 16 Jahren einmal auffrischen zu lassen, um einen dauerhaften Schutz zu gewährleisten. Nach dem vollendeten 18ten Lebensjahr ist eine routinemäßige Polio-Auffrischungsimpfung nicht mehr vorgesehen. Wenn die letzte Auffrischung der Impfung jedoch mehr als zehn Jahre her ist, wird bei Reisen in ein Risikogebiet eine Polio-Reiseimpfung empfohlen.  

Zusammenfassung:

Inkubationszeit: 3-35 Tage

Symptome: Bei etwa einer von vier Personen mit einer Poliovirus-Infektion kommt es zu grippeähnlichen Symptomen, Hals-, Kopf-, Bauchschmerzen, Fieber und Müdigkeit. Ein kleiner Anteil der infizierten Personen entwickelt schwere Symptome, welche das Gehirn und Rückenmark betreffen (Hirnhautentzündung, Lähmungen).

Behandlung: Die Behandlung beschränkt sich auf die Linderung der Symptome. In schweren Fällen sind künstliche Beatmung und intensivmedizinische Betreuung notwendig. Treten Lähmungen auf, wird eine lang andauernde Krankengymnastik erforderlich.

Erreger: Virus (Polioviren gehören zu den Enteroviren)

Infektionsweg: Kontakt- oder Schmierinfektion, hauptsächlich bei schlechter Hygiene.

Lernmaterial:

Quellen:

Ommen, Oliver (o.J.): Polio- Impfung bei Kindern, URL: https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-kinder-0-12-jahre/polio-kinderlaehmung.html, Aufruf am 20.07.2020.

Seidel, Mira (2019): Polio, URL: https://www.netdoktor.de/krankheiten/polio/, Aufruf am 20.07.2020.

Seidel, Mira (2020): Polio-Impfung, URL: https://www.netdoktor.de/krankheiten/polio/impfung/, Aufruf am 20.07.2020.